“SCHLING-PFLANZERL”

 

„Goethes Park“ im Herzen Klagenfurts lud zum Begehen ein, als Entrée Blaurauten blühend, ganz fein, anregend zum Sinnieren über Worte und Sentenzen im Wettstreit des Grün, von Bäumen, Sträuchern und Farne.

Schillers Marmorbüste erhöhte diese Ode der Vorfreude, die sich über Hofgasse, Elisabethsteeg, bis zum Bachmann-Park erstreckte. Hier stellten sich Künstler, Musiker, Schön-Sprecher und Wortakrobaten in jene Reigen und empfingen sanften Juri-Gewitter-Regen, welchen sie stoisch, nüchtern dankend, schmunzelnd abgewaschen, entgegennahmen.

Den literarischen Schmaus eröffnete Ferdinand Schmalz, der 2017 den Ingeborg Bachmann-Preis erhielt, mit einem Text, der die Schreibblockade, dass Nicht-Schreiben, die Gedanken-Leere stilisierte, als notwendige Voraussetzung zur Findung des Wortes, des Sinnes, im Sein.Diskutabel war auch sein nach Antworten suchender Satz, ob man es lernen könne den Krieg zu „vergessen“ als eine Art von Möglichkeit die Zukunft, wenn auch ein wenig naiv, zu gestalten!

Doch möglicherweise war es gerade diese Naivität der Frage, die sich wie ein “Schlingpflanzerl” in „Goethes-Park“ ausbreitete, um nach Wahrheit, Richtung und Verständnis zu suchen.

War an diesem Punkt eine literarische Substitution* vom „Vergessen“ zum „Verstehen“ angebracht, um der Naivität entgegenzutreten? Und genau in diesen Kontext sprang Denis Pfabe mit „Der Möglichkeit einer Ordnungin die Presche. In seiner literarischen „Baumarkt-Scene“ erklärt er, in nicht allzu missverständlichen Metaphern, die Formen der Ersatzhandlung!

Kaufen, kaufen, kaufen, um sich nicht erklären zu müssen, um zu Verdrängen, was schmerzt, um sich zu verstecken, hinter nicht vorhandenen Bäumen.

War der Krieg schon immer Ersatzhandlung der kümmerlich gewachsenen Psyche?

Sind Länder und Kontinente oft genug „Spiel-Ball“ dieser unreifen, indoktriniert gequälten Seele, welche aus unschöner Kindheit, Stasi-Stamm-Baum und Ost-West-Doktrin erwächst, um sich wiederum über geführte Kriege einer Art Ersatzhandlung hinzugeben, die das eigene Seelen-Zerwürfnis verschleiert und so manchem „Komitee-Quadrat-Schädel“ noch zupasse tritt !?

Frau Brotbeck war begeistert über die Vielfältigkeit, an Metaphern und Hintergründe, welche mit dem Deutschen Rundfunkpreis, für Denis Pfabe, prämiert wurde.

Johanna Seebauer umgarnte das Publikum mit Humor und bitter-süßer Tragikomik. Ein „Essig-Gurkerl-Spritzer“ wird in ihrer Geschichte zum Stein des Anstoßes, um welchen sich der „Herr Pertak“ in Opfer-Haltung echauffiert und eben dadurch zum Exempel der “Ausuferung” und des grenzenlosen „Shit-Storms“* wird!

Schmerzhaft und durch Tränen begleitet waren nachfolgende Texte, deren Autoren den Balkankrieg der neunziger Jahre hautnah erlebten und durch beschriebene Szenarien die Jury am meisten überzeugten.

Frau Brotbeck verabschiedete sich mit ihrem Mann aus Kärnten. Ihre abschließende Fahrt wurde über die Nockalm delegiert. Am Gipfel erklang eine Glocke und verkündete „Frieden durch Selbsterkenntnis“. Ihr Klang war über Russland bis zum Himalaja zu vernehmen.

 

 *Substitution: (spätlat. substituere => ersetzen) Vielfältige Bezugsebenen z.B. Mathematik => das Ersetzen eines Ausdrucks. Musik => das Ersetzen von Akkorde durch andere. Medizin => Ersatz von Wirkstoffen. etc. (Quelle Wikipedia)

*Shit-Storm: Bezeichnet das lawinenartige Auftreten negativer Kritik bis hin zur Schmähkritik im Rahmen von sozialen Netzwerken, Blogs oder Kommentarfunktionen.

(Wikipedia)

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.MIKTION.