„Utopische Welten“ – TOMBOLAREISE!

Und wieder kam es zu der eher seltenen Begebenheit einer Teestunde, in der Madam Tomtcik sich mit Frau Brotbeck unterhielt, über gemeinsame Schulzeiten, berufliche Zweisamkeiten und kleinere Utopien. Beide schätzten gegenseitig ihre beruflichen Erfahrungswelten, die sich oft in gemeinsamen Schnittmengen trafen und zu weiteren Wortspielen anregten.

Als städtische Angestellte, erinnerte sich Madam Tomtcik, war sie als Masseurin und medizinische Bademeisterin mit alten Techniken des „Handanlegens“ vertraut und diese Art und Weise wurde ihr, als positive Referenz des öfteren von Kunden und der Geschäftsleitung bestätigt. Diese Zufriedenheit mit ihrer Arbeitsweise veranlasste eben jene Führungsetage des großen Bäderbetriebes, im Rahmen eines „Brainstorming-Verfahrens“, die besten Vorschläge im Umgang mit Bäderkunden zu sammeln und diese mit attraktiven Preisen zu belohnen! Frau Brotbeck lauschte aufmerksam und ahnte förmlich, beim stillen Genuss ihrer feinen Tasse grünen Tees mit dem wohlklingenden Namen PAI MU TAN, wer wohl den ersten Preis dieses betrieblichen Ausschreibens erhalten würde.

Das Vermeiden von langen telefonischen Warteschleifen und die direkte Entgegennahme von Kundenwünschen am Telefon wurde als beste Optimierungsidee gewertet. Wertschätzend ob dieser Idee wurden 100 D-Mark feierlich überreicht und ein wohlklingendes Versprechen, einer tatsächlich durchgeführten „TOMBOLAREISE“ an den Tegernsee, angekündigt. Ihr gegenseitiges Schmunzeln war eine Art Lobpreis auf „Städtische Bemühung“ und sogleich eine ahnungsvolle Vermutung. Nach Jahren hatte sich nichts verändert! „TOMBOLAREISE“ wurde weiterhin mantrisch* humorvoll von Madam Tomtcik und Frau Brotbeck wiederholt und von zartblumigem Teeduft begleitet. Dieser inspirierende Duft veranlasste Frau Brotbeck nach kurzem Innehalten, aus ihrem eigenen beruflichen „Nähkästchen“ zu plaudern.

Als Sicherheitsbeauftragte der EU-Brandschutzkommission für innerbetriebliche psychische Angelegenheiten im Fachbereich Pflege wurde sie von ihrem Arbeitgeber instruiert an einer Betriebsversammlung, unterschiedlicher Pflegeeinrichtungen, beizusitzen. Thematisch ging es um die bessere Verbindung zweier Pflegebereiche, die sich schlussendlich nicht verbinden ließen. Demenzerkrankung einerseits und Verwahrlosung auf der anderen, waren pflegerisch-organisatorische „Brandherde“ die sich auch im Beisitz eines neuen Vorstandes nicht beruhigten, monierte Frau Brotbeck. Frau Tomtcik schmunzelte. Unter anderem warf jener Vorstand eine Frage auf, welche die Gemüter erhitzte. „Wie könnte man den Pflegeberuf attraktiver gestallten“?

Die Belegschaft schwieg, aus Müdigkeit einer zuvor geleisteten Frühschicht oder aus eigenem Erstaunen über eine Frage, deren Antwort eher vom Fragenden selbst erwartet wurde und somit seine eigene Ahnungslosigkeit im Bereich der Pflege widerspiegelte. Frau Brotbeck erinnerte sich an Ihre ureigene Remonstrations-Pflicht, wie es in der Pflege so schön hieß und erinnerte jene Attraktivitäts-Barometer in persönlichem Gespräch nach Auflösung der Versammlung. Die interne Attraktivität eines Hauses war Gestaltungsraum von Mitspracherecht, beweglich kompatiblen Pflegestandards, baulich harmonischer Architektur und so weiter. Externe, langfristige Attraktivitätsbarometer, so Frau Brotbeck, haben die Fähigkeit einer sozialen Brandherddämmung nach DIN BhD1, in Form von Bonussystemen. Die Finanzierung von E-Bikes(als kleiner Motivations-Strom des Arbeitgebers), oder kostenlose Fahrten mit  öffentlichen Verkehrsmitteln gliedern sich hier ein. Der freie Zugang zu Bildung und Kultur könnte als kleines Honorar dem unschönen Wort „System-Relevanz“ eine Art Griffigkeit geben, um jenes nicht als „Verhöhnung“, zum Brandbeschleuniger der Kategorie3 mutieren zu lassen. Zu guter Letzt wäre wohl ein lohnender Bonitäts-Renten-Faktor, von 100,- Euro pro gearbeitetem Pflegejahr, das „Sahnehäubchen“ der simplen Arbeitsplatz-Versüßung im Pflegealltag! Prinzipiell waren diese Vorschläge eine „TOMBOLAREISE“ wert. Der Vorstand schmunzelte über Brotbecks blühende Phantasie. Doch nur Madam Tomtcik und Frau Brotbeck verband dieser Duft Weißen Tees mit ahnungsvoller Vermutung. Beide lächelten.

Der EU-Pflege-Brandschutz-Bericht wurde unter der Rubrik „Utopien“* in Brüssel abgeheftet.

*mantrisch = Mantra (Sanskrit; Spruch, Lied,Hymne)

*Utopie = (gr. ohne Wort) Wunschbild einer fortschrittlichen Gemeinschaft, die in der Zukunft liegt.

“TOMBOLAREISE” wurde weiterhin mantrisch humorvoll rezitiert und von zartblumigem Teeduft begleitet !

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Madam Tomtciks Deja-vu-Erlebnis